Wanderung auf der Ebene von Stari Grad

3. Mai 2016. Zrinka hatte versprochen uns mit auf einen Spaziergang durch die Ebene von Stari Grad zu nehmen. Seit 2008 ist dieses weitläufige Gebiet, das heute vor allem für den Anbau von Obst und Gemüse dient, UNESCO Weltkulturerbe. Ein Großteil der Fläche verwildert jedoch und so findet man zwischen den steinernen Trockenmauern und Jahrhundertealten Zisternen Feigen, verwilderten Lavendel (Lavandula angustofolia), Spargel, alte Ölbäume, wilde Zwiebel, wilden Oregano und natürlich Rosmarin (Rosmarinus officinalis).
Oregano wird, wie auch hier, als Würze eingesetzt
Verwilderter Lavendel
Wie viele ihrer Nachbarn hat Zrinka ein Stück Land hier gepachtet, um Gemüse für die Familie anzubauen. Kartoffeln, Mandeln, Artischocken, Radieschen und vieles mehr wird hier gepflegt.
In Zrinkas Garten finden wir viele bunt blühende Lippenblütler, die Bienen und Erdhummeln in ein summendes Blütenmeer verwandeln.
Zrinka lässt dem wilden Fenchel einen Platz in ihrem Garten
Wilden Fenchel hat Zrinka auch in ihrem Garten und lässt ihn wachsen, um ihn später zu ernten und als Gemüse zuzubereiten. Auch die ersten Sprossen des wilden stechenden Spargel (Asparagus acutifolius) schätzen viele Bewohner von Hvar im Frühjahr und bereiten ihn zu als Wildspargelgericht.
Südlicher Zürgelbaum, noch ohne Früchte
Auf der weiteren Wanderung stoßen wir auf den Zürgelbaum. Den südlichen Zürgelbaum (Celtis australis) schätzt Zrinka für seine essbaren Steinfrüchte. Die schwarzen, runden Beeren werden wie Obst verzehrt und landen zur Erntezeit zum Großteil direkt im Mund. Der deutsche Name leitet sich ab vom südtiroler Wort „Zürgeln“, wo diese Früchte zu Kompott und auch in Kuchen und Gebäck verarbeitet werden. Das Holz gilt als besonders stark und strapaziös, so dass es beispielsweise für den Instrumentenbau genutzt wurde.
Johannisbrotbaum mit noch unreifen, grünen Früchten
In der Ebene von Stari Grad und später in Vrboska treffen wir immer wieder auf die schönen Johannisbrotbäume. Zrinka hatte uns als Willkommensgruß bereits ein Brot mit Johannisbrotkernmehl gebacken, das sehr gut schmeckte.
Das Exemplar unserer Gastgeber in Vrboska ist sogar bereits über 400 Jahre alt und verärgert die Besitzer mit den schokoladenbraunen Hülsenfrüchten, die der ausfallende Baum produziert und die jeden Tag unter den immergrünen, ausladenden Ästen zu finden sind. Der Entstehung des Namens „Johannisbrotbaum“ werden zwei Geschichten zugeschrieben. Zum einen soll sich Johannes der Täufer während seines Aufenthalts in der Wüste von den Baumfrüchten ernährt haben. Oder aber zum anderen wird auch die Verbreitung des Baumes dem Johanniterorden zugeschrieben.
Ölbaum mit kleinen, unreifen Oliven
„Weißt du, was ich mit den Blättern mache?“ fragt Zrinka und zeigt auf einen den vielen kleinen knorrigen Olivenbäume. Nein, davon habe ich noch nie gehört. Lediglich die Nutzung der Oliven und des schönen, geschmeidigen Ölbaumholzes ist mir bekannt. „Die kleinen harten Blätter der Ölbäume können zu einem Tee verarbeitet werden. Das ist sehr gesund!“, so Zrinka. Spannend! In den folgenden Tagen sammle ich frische Ölbaumblätter, so dass sich auf dem Heimflug in meinem Rückreisegepäck ein fetter Beutel der silbergrau-dunkelgrünen Blätter aus der Macchia von Hvar befindet. In Berlin werden sie weiter getrocknet werden. Ich bin gespannt auf den Geschmack, wenn ich mir den ersten Tee aufgieße.
Zudem hier eine kleine weitere Auswahl der mediterranen, besonderen Pflanzen, die meinen Weg kreuzten: