Görlitzer Park im April

10. April 2016. Im Görlitzer Park findet man doch nichts spannendes Grünes? Stimmt ganz und gar nicht! Heute habe ich erst begonnen zu erfassen, was für eine große Vielfalt an Wildkräutern im Park zu finden ist. Breitwegerich, Brennnessel, Holunder, Mahonie, Paradoxer Lauch und viel mehr.
Blutpflaume vor Graffitimauer
Blutpflaume oder auch Kirschpflaume (Prunus cerasifera) fällt besonders durch ihre rötlich gezüchteten Blätter auf. In den Görli wurde sie als Zierstrauch gesetzt, die Früchte gelten als essbar. Sie ist ein Neophyt, d.h. ein Neubürger und kam aus Persien nach Frankreich und so weiter auch in deutsche Gärten.
Breitwegerich zwischen Schafgarbe
Sogar schon auf Dürers „Das große Rasenstück“ von 1503 war der Breitwegerich (Plantago major) zu sehen. Heute findet man das frische Grün auch im Görli oder aber Dürers Werk in der Albertina in Wien in guter Nachbarschaft zu seinem Hasen.
Frische Brennnessel unter einem Schlehenbusch
Gelbstern und Scharbockskraut
Holunderbusch mit seinen ersten Blättern
Bald steht der Holunder (Sambucus nigra) in voller, schöner Blüte. Und es ist Zeit für Holunderblütensirup. Dieses Jahr werde ich wieder einige Flaschen herstellen. Im Mai gibt hierzu mehr lesen.
Mahonie im Görlitzer Park
Eine Kollegin in Spandau hat Romafrauen in Kontakt, die die knallgelben Blüten der Mahonie (Mahonia aquifolium) für einen Likör gesammelt haben. Dazu habe ich selber noch nichts gefunden, finde die Idee aber sehr spannend und probiere das dieses Jahr aus (ohne Gewähr). Die Früchte können im August und September z.B. zu Kompott oder Fruchtsaft dazugegeben werden. Allerdings mit der Einschränkung, dass magenempflindliche Personen hier Vorsicht walten lassen sollten.
Kleine Kolonie Paradoxer Lauch im Görlitzer Park
Oft wird der Paradoxe Lauch (Allium paradoxum) mit dem Bärlauch verwechselt, denn in ihrem starken Geruch sind sie sich sehr ähnlich. Die Blätter und Triebe lassen sich gut wie auch beim Bärlauch z.B. zu Pesto, Kräuterbutter oder anderer Würze verarbeiten. Aber auch die Zwiebeln können ab September als Gemüse eingelegt werden, so Jan Fleischhauer in meinem wichtigsten Wildkräuter-Nachschlagewerk zur Essbarkeit der Wildpflanzen. Muss ich ausprobieren!
Ein Meer aus Purpurroter Taubnessel
Wenn die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) derzeit auftaucht, dann immer in einem großzügigen Blütenteppich. Ihre feinen rosaroten Blüten kann man gut pressen und als Dekoration und zum basteln nutzen oder auch als Salatdekoration. Das Kraut ist eher von muffigem Geschmack, doch das ist natürlich Geschmacksache. Die Pflanze taucht in der Regel in großer Population auf, so dass wenn es schmeckt gleich viel geerntet werden kann.
Weiße Blüten des Schlehdorn
Jetzt noch voller weißer Blüten, so werden dann im Herbst hier die herrlichen Schlehenfrüchte (Prunus spinosa) zu ernten sein, aus denen sich ganz herrlicher Likör ansetzen lassen kann. Der schmackhafteste, den ich bis jetzt aus Wildkräutern hergestellt habe. Ein Schlehdorn kann übrigens bis zu 600 Jahren alt werden und wird seit Jahrhunderten als Heckenpflanze angepflanzt, so findet man sie oft neben Heckenrose, Weißdorn, weiteren traditionellen Heckengewächsen.
Achtung allerdings beim Entdecken der Pflanzen in geschützten Parkanlagen! Hier kann man nur lernen, nicht ernten. Im Görlitzer Park möchte man dies aufgrund der hohen Feiertouristendichte und den vielen Hunden auch wahrscheinlich nicht. Wäre es nicht toll, wenn es in Städten auch großflächige, ausgezeichnete Wiesen für Wildkräuter gäbe? Nur zum Ansehen, vorsichtigem, sinnvollen Ernten, ohne Hunde- und Menschenandenken alle 2 Meter? Mit regelmässiger, notwändiger Mahd, so dass eine breite Artenvielfalt entstehen kann?